Nervenengpasssyndrom
Das Nervenengpasssyndrom, auch als Kompressionssyndrom bezeichnet, entsteht, wenn ein peripherer Nerv an einer anatomisch engen Stelle durch umliegendes Gewebe, wie Muskeln, Sehnen oder Bänder, eingeengt wird. Dies führt zu Schmerzen, Missempfindungen und in fortgeschrittenen Fällen zu Lähmungen im betroffenen Versorgungsgebiet des Nervs. Zu den bekanntesten Formen zählen das Karpaltunnelsyndrom und das Ulnarisrinennsyndrom (Kubitaltunnelsyndrum, Sulcus-ulnaris-Syndrom).
Ursachen und Risikofaktoren
Ein Nervenengpasssyndrom kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, die den Druck auf den Nerv erhöhen:
- Überlastung oder Fehlbelastung: Wiederholte Bewegungen oder lang anhaltende Positionen, z. B. bei manueller Arbeit oder im Sport.
- Traumata: Knochenbrüche, Prellungen oder Narbenbildung nach Verletzungen.
- Entzündliche Erkrankungen: Rheumatoide Arthritis oder Sehnenscheidenentzündungen.
- Gewebewachstum: Ganglien, Zysten oder Lipome können den Nerv komprimieren.
- Systemische Erkrankungen: Diabetes mellitus oder Schilddrüsenerkrankungen, die die Nervenempfindlichkeit erhöhen.
Symptome
Die Symptome eines Nervenengpasssyndroms variieren je nach betroffenem Nerv und Stadium der Erkrankung. Häufige Beschwerden sind:
- Schmerzen: Oft lokal oder ausstrahlend in das Versorgungsgebiet des Nervs.
- Missempfindungen: Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Brennen, insbesondere nachts oder nach Belastung.
- Kraftverlust: Schwierigkeiten bei gezielten Bewegungen, wie Greifen oder Heben.
- Muskelschwund: In fortgeschrittenen Fällen kann es zu einer Atrophie der betroffenen Muskeln kommen.
Häufige Formen
Einige der am häufigsten auftretenden Nervenengpasssyndrome sind:
- Karpaltunnelsyndrom: Kompression des Medianusnervs im Handgelenk, mit typischen Symptomen wie nächtlichem Kribbeln in den Fingern und Schwäche des Daumens.
- Sulcus-ulnaris-Syndrom: Einengung des Ulnarnervs im Bereich des Ellenbogens, oft mit Taubheitsgefühlen in Ring- und Kleinfinger.
- Meralgia paraesthetica: Druck auf den Nervus cutaneus femoris lateralis im Bereich der Hüfte, verursacht Missempfindungen am Oberschenkel.
Diagnostik
Die Diagnose eines Nervenengpasssyndroms erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und apparativen Verfahren:
- Klinische Tests: Druck- oder Klopftests können typische Symptome auslösen (z. B. Hoffmann-Tinel-Zeichen).
- Bildgebung: Ultraschall oder MRT zeigen mögliche Kompressionsstellen und Veränderungen am umliegenden Gewebe.
- Elektroneurographie (ENG): Misst die Leitfähigkeit des betroffenen Nervs und zeigt Funktionsstörungen auf.
Behandlung
Die Therapie eines Nervenengpasssyndroms richtet sich nach Ursache, Schweregrad und Dauer der Beschwerden.
Konservative Therapie
- Schonen und Entlasten: Anpassung von Arbeits- und Bewegungsabläufen, Vermeidung belastender Aktivitäten.
- Physiotherapie: Mobilisation und Dehnübungen, um die Nervenfreigängigkeit zu fördern.
- Schienen und Bandagen: Stabilisieren die betroffene Region und reduzieren den Druck auf den Nerv.
- Medikamente: Schmerzmittel und entzündungshemmende Präparate lindern akute Beschwerden.
Operative Therapie
Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine Operation notwendig sein:
- Dekompression: Freilegung des Nervs durch Entfernung von einengendem Gewebe oder Erweiterung des Tunnels (z. B. beim Karpaltunnelsyndrom).
- Neurolyse: Lösung von Verklebungen um den Nerv. In manchen Fällen kann eine Verlagerung des Nerven erforderlich sein.
Rehabilitation und Prävention
Nach einer Behandlung sind gezielte Maßnahmen wichtig, um die Funktion des Nervs wiederherzustellen und erneute Beschwerden zu vermeiden:
- Physiotherapie: Kräftigungs- und Bewegungsübungen fördern die Heilung.
- Ergonomische Anpassungen: Schonende Arbeitsbedingungen und regelmäßige Pausen bei einseitigen Tätigkeiten verringern das Risiko einer erneuten Kompression.
Prognose
Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung sind die Heilungschancen gut. Eine längere Kompression kann jedoch dauerhafte Nervenschäden verursachen. Deshalb ist eine rechtzeitige Abklärung von Symptomen wie Kribbeln, Taubheit oder Schmerzen entscheidend.
Nervenengpasssyndrome sind häufig und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Mit einer individuellen, gezielten Therapie lassen sich jedoch in den meisten Fällen gute Ergebnisse erzielen und der Alltag wieder uneingeschränkt meistern.
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