Der Begriff Hallux valgus beschreibt die Schiefstellung der Großzehe. Infolge einer Spreizung des Vorfußes (Spreizfuß), kommt es zu einer Verschiebung der Zugrichtung der Sehnen und dadurch zu einer Abweichung des Großzehs nach außen. Die Schiefstellung geht gehäuft mit einer Ausbildung eines Ballens im Bereich des Köpfchens des 1. Mittelfußknochens einher. Hier bilden sich Rötungen und schmerzhafte Schleimbeutelentzündungen die insbesondere im Schuhwerk zu Schmerzen und Reizzuständen führen können. Gehäuft werden auch Schwielen unterhalb der Mittelfußköpfchen 2 und 3 beobachtet. Durch die veränderte Belastung des Vorfußes beim Abrollvorgang, tritt in diesem Bereich eine Überlastung ein und führt zu Vorfußschmerzen (Metatarsalgie).
Die Entstehung des Hallux valgus ist nicht restlos geklärt. Man weiß allerdings, dass das häufige Tragen von zu engem Schuhwerk und hochhackigem Schuhwerk die Entwicklung eines Hallux valgus fördern kann. Die Verformung des Vorfußes kann aber auch familiär weitergegeben werden, ohne dass eine klare genetische Vererbung besteht.
Die Therapie des Hallux valgus ist überwiegend operativ. Konservative Therapiemaßnahmen wie Einlagenversorgung, Schienenversorgung über Tag oder über Nacht, Abspreizbehandlung führen nicht zu einem Aufhalten oder gar zu einer Korrektur der Fehlstellung. Lediglich bei Kindern können hier über die Lenkung des Wachstums Erfolge erzielt werden.
Für die korrekte operative Behandlung ist eine genaue Analyse der Fehlstellung erforderlich. Hierzu gehört das exakte Vermessen der Winkel auf dem belasteten Röntgenbild des Fußes. Abhängig von den Messergebnissen, so aber auch von der Kontraktheit der Fehlstellung, wird die operative Strategie festgelegt. Besteht nur ein Ballen ohne krankhafte Fehlstellung der Zehe, so ist eine reine Abtragung des Ballens möglich. In den meisten Fällen allerdings ist eine Osteotomie, also eine Durchtrennung und Versetzung des Mittelfußknochens unter dem Köpfchen, zielführend (Chevron-Osteotomie, Reverdin-Osteotomie, Mitchell-Osteotomie ect.). Ist die Fehlstellung stärker ausgeprägt, so muss im Bereich der Basis des Mittelfußknochens operiert werden. Hier können sowohl schließende, als auch öffnende Osteotomie durchgeführt werden (basisnahe Umstellungs- Osteotomie). In diesen Fällen ist hier eine Verplattung mit einem winkelstabilen Implantat zeitgemäß. Bei hochgradigen Fehlstellungen oder bei Instabilitäten des ersten Gelenkes zwischen Mittelfuß und Fußwurzel ist allerdings auch eine Verplattung dieses Gelenkes und somit eine Versteifung erforderlich. Bestehen zusätzlich Fehlstellungen im Bereich der Großzehe, oder lässt sich die Korrektur aufgrund ausgeprägter Kontraktheit durch die oben genannten Maßnahmen nicht vollständig erreichen, so kann eine zusätzliche Osteotomie (Akin-Osteotomie) im Bereich des Grundgliedes der ersten Zehe sinnvoll sein.
Knöcherne Korrektureingriffe müssen jeweils mit Weichteileingriffen kombiniert werden, wobei versucht wird, die Fehlstellung durch Lösen von Sehnen und Kapselanteilen sowie durch Raffung der Kapsel auf der Gegenseite zu reponieren aber auch zu halten (laterales Release, raffende Kapselplastik).
Die Erfolge der operativen Behandlung des Hallux valgus sind durchweg gut. Entscheidend für den Erfolg ist allerdings die korrekte Indikationsstellung, Analyse und technische Durchführung der Therapie.
Nachbehandelt wird in der Regel in einem Vorfußentlastungsschuh, der 4 bis 6 Wochen postoperativ getragen werden muss. Eine Vollbelastung ist heute entweder sofort oder nach wenigen Wochen im Schuh möglich. Traktionsmobilisation des Großzehengrundgelenkes sowie manuelle Lymphdrainagen gehören zum postoperativen Behandlungsschema. Eine Abspreizbehandlung sollte für die Dauer von 3 Monaten erfolgen, um das gute postoperative Ergebnis zu unterstützen.